Bernd Lagemann aus Dillenburg in Hessen

Geboren am: 31.01.1947

Geburtsort: Dillenburg in Hessen

1977 bis 2015: Haus-, Notfall- und Amtsarzt in Deutschland, später in der Schweiz

ab 2016: Bekannt als Fernseh-Doktor Namens “Dr. Urs Heinemann” in der TV-Serie Klinik am Südring auf SAT.1

2018: Veröffentlichung seines Buches mit dem Titel “Lebensweg eines Hausarztes aus Leidenschaft”

Als Ur-Dillenburger im Jahre 1947 zur Welt gekommen, sah es trotz gutem Elternhaus lange nicht so aus, als würde aus Bernd Lagemann mal etwas werden: Zu viel Flausen im Kopf, dazu in einer Zeit, als man als Legastheniker noch als dumm und faul galt – die Zukunt schien nicht sehr vielversprechend für den Jungen. Dass aus ihm doch kein „Steineklopper“ geworden ist, wie es der Vater immer prophezeit hatte, ist Eigenschaften zu verdanken, die viel wichtiger sind als ein gutes Abitur: Fähigkeit und Durchsetzungsvermögen – und die richtige Frau an seiner Seite!

Die spannende und amüsante Geschichte, wie aus dem umtriebigen Jungen ein erfolgreicher Haus- und Notarzt wurde, ist noch nicht zu Ende: Des Ruhestandes überdrüssig, wird er sogar Ferseh-Doktor: Als „Dr. Urs Heinemann“ betreut er seit 2016 in der TV-Serie Klinik am Südring auf SAT.1 mit grossem Erfolg Patienten vor der Kamera – und denkt noch lange nicht ans Aufhören…

weitere Details

Publikation

amwochenende.de - Hausarzt aus Leidenschaft, Rebell aus Überzeugung 

Wenn das System krankt: Dr. Bernd Lagemann hat seinen Kampf gegen Ungerechtigkeiten nun in seinen Memoiren dokumentiert 

TREIS-KARDEN. -kat- Bernd Lagemann ist niemand, der den einfachen Weg wählt. Sein rebellisches Wesen verhindert, dass er Ungerechtigkeiten einfach ignorieren kann. Und davon gibt es nach Ansicht des Allgemeinmediziners zu viele. Einige davon hat er in seinem Buch „Lebensweg eines Hausarztes aus Leidenschaft“ aufgelistet. Die Erinnerungen an seine Laufbahn dürften nicht jeden ins Schwelgen bringen. 

Es geht um Machtpositionen im eigenen Berufsverband, Ungerechtigkeiten im System und darum, nicht jede bittere Pille zu schlucken, die einem verabreicht wird. Dr. Bernd Lagemann hat sich in seiner Laufbahn oft gegen die Strukturen in seinem Berufsstand zur Wehr setzen müssen und diagnostiziert dem Gesundheitssystem große Mängel. Die schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche seien ein Grund, warum sich immer weniger junge Mediziner als Hausärzte – vor allem auf dem Land – niederlassen wollten.

Lagemann selbst war 27 Jahre lang Landarzt. „Aus Leidenschaft“, wie er sagt. Dabei waren es nicht die besten Noten, die ihn zu dem Beruf brachten, sondern Zähigkeit und Durchhaltevermögen. Denn während seiner Schullaufbahn hätte wohl niemand vermutet, dass er das Medizinstudium schaffen könne, zumal „früher Legastheniker wie ich noch als faul galten“, erzählt der 72-Jährige. is like riding a bicycle. To keep your balance you must keep moving.

Zum Studium nach Südafrika

Drei Jahre länger als andere brauchte er bis zum Abitur. Mit seinem Notendurchschnitt erhielt er zunächst keinen Studienplatz an der Uni. Ein Grund zum Aufgeben? Keineswegs! „Ich hatte gehört, dass in Südafrika zunächst einmal jeder mit dem Medizinstudium anfangen kann und später erst ausgesiebt wird“, erinnert sich Lagemann.

1969 fasste er daher den Entschluss, seine Heimatstadt zu verlassen und sein Glück in Südafrika zu versuchen. Kein leichtes Unterfangen – abgesehen von den Sprachbarrieren musste sich der angehende Mediziner auch gegen bürokratische Auflagen zur Wehr setzen. Denn für die Einwanderung war ein Arbeitsvertrag Pflicht. Eine Stelle fand der Hesse schließlich als Pflegehelfer an einer Uniklinik. Neben seinem 52-Stunden-Job begann er sein Studium – in Medizin und der Landessprache.

Nach dem Vorphysikum konnte er nach Deutschland wechseln, wo er in Bochum und Gießen sein Studium abschloss. In Dillenburg eröffnete er eine Hausarztpraxis und musste dort quasi von Null anfangen. In seinem ersten Quartal behandelte er 90 Patienten. „Man sagt, ab 800 Patienten rechnet sich eine Praxis“, gibt Lagemann zu bedenken. Bis dahin war es ein weiter Weg. Doch bald saß auch sein Wartezimmer voll. Zuletzt seien es 1 700 Menschen gewesen, die pro Quartal in seiner Praxis Hilfe suchten. 2006 schloss er sie dennoch, viel früher als geplant. Ein Grund: Lagemann legte sich mehrfach mit seinem Berufsverband an, prangerte Ungerechtigkeiten an, zur Not auch mit juristischen Schritten. Das machte ihm keine Freunde.

Über 80 Regressansprüche

Ein Streitthema: Die Regressansprüche an niedergelassene Ärzte. „45 Euro stehen pro Patient und pro Quartal für verschreibungspflichtige Medikamente zur Verfügung“, berichtet der Mediziner. Für eine einfache Erkältung reiche dieses Budget aus, allerdings würden die Probleme bei chronisch Kranken anfangen, wie Lagemann am Beispiel eines Diabetikers erklärt. Allein das benötigte Insulin übersteige den Betrag bei Weitem.

Daher wären die Ärzte an anderer Stelle zum Sparen gezwungen, sonst drohten Strafen. „Manchmal war das einfach nicht möglich“, erzählt der Hausarzt. In seiner Praxis habe er unter anderem HIV-Patienten behandelt und Menschen, die mit einem Spenderorgan lebten. „Auch weil manche von ihnen bei Kollegen nicht mehr unterkamen.“ Über 80 Regressansprüchen und Forderungen von 81 000 Euro sah sich Lagemann zum Schluss ausgesetzt. Es war einer der Gründe, warum er beschloss, dem deutschen Gesundheitssystem den Rücken zuzukehren und in die Schweiz auszuwandern.

„Es herrschte blankes Chaos“ Über Jahrzehnte hatte er in seiner alten Heimat versucht, Strukturen zu durchbrechen, die seiner Meinung nach nicht dem Wohl der Patienten dienten und den Ärzten die Arbeit erschwerten. Neben seiner Praxis fasste Lagemann auch als Notarzt Fuß. In dieser Funktion war er einer der ersten, der am Tag des Großbrandes in Herborn zur Stelle war. Dort raste im Juli 1987 ein Tanklaster in eine Eisdiele, weil die Bremsen versagt hatten. Durch den ausgelaufenen Dieselkraftstoff und die Dämpfe kam es in der Folge zu mehreren Explosionen. Als Lagemann an der Unglücksstelle ankam, „herrschte blankes Chaos“, berichtet er. Überall hätten Verletzte gelegen. Eine Befehlsstruktur innerhalb der zahlreichen Rettungs– und Einsatzkräfte gab es damals nicht, auch keine Alarmierungskette, wie heute üblich. Nach dem Unglück, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen und 38 Personen verletzt wurden, war dem Notarzt klar: „Da muss etwas passieren.“ Für die Verbesserung der Strukturen setzte er sich bei politischen Entscheidungsträgern ein, sparte dabei auch öffentlich nicht an Kritik.

Es war nicht das letzte Mal, dass er sich bewusst positionierte, nicht wegduckte, sondern den Frontalangriff wählte. Das führte immer wieder zu Konflikten, auch mit der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung. Mal ging es um vermeintliche Betrügereien, die er aufdeckte, mal um einen Maulkorb, den er sich nicht verpassen lassen wollte.

Möglichen Betrug Riegel vorgeschoben

Viele dieser Geschichten sind in seinen Memoiren verewigt. Sie niederzuschreiben, war ihm eine Herzensangelegenheit. „Zu meiner Schwiegermutter, die oft von der Kriegszeit erzählte, habe ich immer gesagt: Du musst das aufschreiben“, so Lagemann. Sie folgte diesem Rat nicht, was ihr Schwiegersohn besonders schade fand. Das sollte ihm nicht so ergehen, beschloss er.

In seinem Buch beschreibt Lagemann auch, dass er mit 60 Jahren noch einmal eine neue Praxis in der Schweiz eröffnete und das Gesundheitssystem für besser geeignet findet. Einer der Gründe: „Hier erhält jeder Patient eine Rechnung über die Behandlung, kann kontrollieren, ob die Leistungen auch erbracht wurden. Einem möglichen Betrug ist damit ein Riegel vorgeschoben.“ Neben seiner Arbeit in der Schweiz fährt Lagemann zusammen mit seiner Frau, der er viel zu verdanken habe, des Öfteren nach Treis-Karden, wo sich das Paar ein Haus gekauft hat. Die Besuche nehmen zu, als der Hausarzt seine Schweizer Praxis schließt und sich zur Ruhe setzt. Doch schnell habe er bemerkt: „Das Rentendasein ist nicht meins.“ Daher arbeitet er weiterhin als Notarzt, schiebt Schichten in Senheim, wann immer er kann. Und er lässt sich in der Notarztbörse registrieren, in der Mediziner dorthin vermittelt werden, wo dringender Bedarf nicht gedeckt werden kann. Von dort kommt 2006 auch die Anfrage einer Produktionsfirma, die Ärzte für eine neue Sat1-Serie sucht. Nach einem Casting ist Lagemann engagiert, als Dr. Urs Heinemann in der „Klinik am Südring“.

“Lebensweg eines Hausarztes aus Leidenschaft”

Das Buch ist im Goethe Literaturverlag erschienen.
Bestellen kann man es über Lehmann Medien under diesem LINK

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Der Mensch, Medizin, Laienhaft erklärt LINK
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